Handy-Alarm warnt Bewohner Giftige Rauchwolke durch Grossbrand über Berlin 

Von Verena Schmitt-Roschmann, Mia Bucher und Christoph Soeder (Foto), dpa

3.5.2024 - 18:43

Dunkler Rauch steigt bei einem Brand in Berlin-Lichterfelde auf. Die Feuerwehr warnt vor gefährlichen Rauchgasen.
Dunkler Rauch steigt bei einem Brand in Berlin-Lichterfelde auf. Die Feuerwehr warnt vor gefährlichen Rauchgasen.
Bild: dpa

Dunkler Qualm am Himmel im Westen von Berlin: Feuer auf einem Firmengelände im Ortsteil Lichterfelde. Die Feuerwehr warnt vor Rauchgasen. Auch Schulen reagieren.

3.5.2024 - 18:43

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im südwestlichen Berliner Ortsteil Lichterfelde steht ein Fabrikhalle Firmengelände in Flammen.
  • Die Feuerwehr rückte zum Grosseinsatz aus und warnte per Handyapp grossflächig vor möglichen Gesundheitsgefahren.
  • Die Rauchwolken sind von weitem zu sehen.

Bei einem Grossbrand in einer Firma für Metalltechnik in Berlin-Lichterfelde hat sich am Freitag eine riesige Rauchwolke über dem Westen der Hauptstadt gebildet. Die Feuerwehr rückte zum Grosseinsatz aus und warnte per Handyapp grossflächig vor möglichen Gesundheitsgefahren. Mindestens eine Schule wurde geschlossen. In der Halle seien Kupfercyanid und Schwefelsäure gelagert gewesen, und während des Brands habe sich womöglich Blausäure gebildet, sagte ein Feuerwehrsprecher. Gesundheitsgefährdende Stoffe wurden aber laut Feuerwehr nur in unmittelbarer Nähe des Brandorts in der Luft entdeckt – nicht in der Rauchwolke, die in Richtung Innenstadt abzog.

Auch die Firma Diehl Metall, zu der das Werk gehört, erklärte auf Anfrage, nach ihren Erkenntnissen sei keine gesundheitsgefährdende Belastung gemessen worden. Die genannten Chemikalien seien nur in geringen Mengen im Werk vorgehalten worden, sagte Sprecher Michael Nitz. Nach seinen Angaben handelt es sich um einen Galvanik-Betrieb, der unter anderem Autoteile herstellt. Die Diehl-Gruppe ist ein grosser Rüstungskonzern, der auch Waffen für die Ukraine liefert. In Medien und sozialen Netzwerken löste das Spekulationen aus. Nitz sagte jedoch, im Berliner Werk seien keine Rüstungsgüter produziert worden. Die Polizei hatte noch keine Erkenntnisse zur Brandursache. Verletzte gab es laut Feuerwehr nicht.

Feuer im Technikraum

Das Feuer in dem Betrieb war am Vormittag ausgebrochen. Ein Technikraum im ersten Obergeschoss eines Fabrikgebäudes brenne «in voller Ausdehnung», teilte ein Feuerwehrsprecher mit. Alle Personen hätten den Ort selbstständig verlassen können. Das Gebäude konnte während der Löscharbeiten nicht mehr betreten werden. 

Die Bevölkerung wurde per Warnapp alarmiert und zum Schliessen der Fenster aufgefordert. Auf Handys ploppte am Freitagmittag mit schrillendem Ton eine entsprechende Warnmeldung auf, laut der «extreme Gefahr» bestand. «Nach Auswertung der Wetterlage und der entsprechenden Windrichtung, ziehen die Rauchgase von der Einsatzstelle in nördliche Richtung», teilte die Feuerwehr mit.  

Ganzes Gebäude brennt

In den folgenden Stunden breitete sich der Brand über das ganze Gebäude aus. Der mehrstöckige Bau stand schliesslich komplett in Flammen. Es sei zum «Durchbrand» vom ersten Obergeschoss bis unters Dach gekommen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Teile des Gebäudes seien eingestürzt. 

Die Berliner Feuerwehr war mit 180 Einsatzkräften vor Ort und alarmierte zusätzlich die Flughafenfeuerwehr sowie die Werksfeuerwehr des Bayer-Konzerns mit Fachkräften für Chemikalien. Bis zum späten Nachmittag war der Brand nicht unter Kontrolle. Die Rauchwolke sei aber kleiner geworden, und äusserlich seien keine Flammen mehr sichtbar, hiess es bei der Feuerwehr.

Flammen schlagen bis in den Himmel

Eltern von Schülern des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium erhielten eine Mail, wonach der Unterricht eingestellt und die Schüler nach Hause geschickt worden seien. Das Abitur werde jedoch bei geschlossenen Fenstern fortgeführt. Die Senatsbildungsverwaltung teilte auf Anfrage mit, die Schulaufsicht habe sich wegen des Grossbrands unverzüglich mit einem Rundschreiben an die betroffenen Schulen gewandt und diese darauf hingewiesen, die Fenster geschlossen zu halten. Schülerinnen und Schüler sollten nicht ins Freie gehen. «Die Schulen haben schnell reagiert und je nach Lage vor Ort gehandelt», erklärte ein Sprecher.

Die Strassen rund um den Brandort wurden den Beobachtungen eines dpa-Reporters zufolge gesperrt. Die Flammen schlugen bis in den Himmel. Beissender Geruch lag in der Luft. Über dem Gebäude stand schwarzer Rauch. Auch ein benachbarter Supermarkt war ganz in Rauch eingehüllt. Die Umgebung ist eine Mischung aus Gewerbegebiet, Kleingärten, Wohnsiedlungen und Einkaufszentrum. 

Rauch zieht Richtung Norden

Der Rauch zog Augenzeugen zufolge Richtung Norden ab. Die Feuerwehr veröffentlichte eine Karte der betroffenen Gebiete, darunter Teile von Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf. Menschen sollten das betroffene Gebiet meiden und weiträumig umfahren. Auch wenn keine Rauchwolke zu sehen sei, sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben und Lüftungen und Klimaanlagen abgeschaltet werden, hiess es.

In unmittelbarer Nähe des Brandes machte die Polizei Durchsagen mit einem Megafon und rief dazu auf, die Strassen zu verlassen, sich in die Wohnungen zu begeben und die Fenster geschlossen zu halten. Laut Feuerwehr wurden Schadstoffwerte regelmässig im Stadt- und Einsatzgebiet gemessen. In der Nähe liegt der Teltow-Kanal. Die Feuerwehr bemühte sich deshalb auch, Umweltgefahren durch Löschwasser zu vermeiden.

Von Verena Schmitt-Roschmann, Mia Bucher und Christoph Soeder (Foto), dpa